Hallo zusammen...und täglich grüßt das Murmeltier 🙂
Also: Wir sind uns einig, was Viskosität und die Bezeichnungen 5W30 und 0W20 bedeuten. Wir sind uns auch einig, dass das Öl im Motor nicht nur Schmiermittel ist, sondern auch Kühlmittel und Korrosionsschutz. Wir sollten uns auch einig sein, dass ein Ölkreislauf hydrodynamisch aus einer Pumpe und einer Drossel besteht. Die Drossel sind die jeweiligen Verbraucher, egal ob Hauptlager, Nockenwellenversteller, Kettenspanner, Ölkühler oder Hydrostößel. Der Öldruck, der bei einer bestimmten Fördermenge in der Pumpe erzeugt wird, entsteht nur durch den Gegendruck der Drossel und fällt an ihr ab (Leitungen gehören natürlich dazu). Hinzu kommt, dass einige Drosseln im Motor durch Druck und Reibung Energie ins Öl eintragen...es also erwärmen.
Mit diesen physikalischen Grundlagen sollte es obige Diskussion doch nicht mehr geben. 😉
Nehme ich also einen Motor, dessen Ölkreislauf für 5W30 ausgelegt ist und befülle ihn mit 0W20, reichen die Drosseln nicht, den benötigten Gegendruck aufzubauen, damit die Pumpe auf den Solldruck kommt um die elastohydrodynamische (EHD) Schmierung herzustellen. Folge sind starker Verschleiß bis zum Schaden und Bauteile mit Drucköl halten dieses schlechter (Kettenspanner, Nockenwellenversteller, Hydrostößel usw.). Befülle ich stattdessen 10W40 in den genannten Motor, erzeugt meine Pumpe zwar einen hohen Druck, aber auch nur, weil die Drosseln zu groß sind. Dadurch verringert sich der Volumenstrom, die Kühlfähigkeit sinkt und das Öl erfährt in den EHD-Kontakten eine punktuelle thermische Überbelastung. Folge sind erhöhter Verbrauch durch hohe Widerstände, erhöhte Temperaturen und schnellere Alterung des Öls, weil sich die Additive thermisch schneller zersetzt haben. Bauteile mit Drucköl brauchen auch deutlich länger zum Befüllen und arbeiten langsamer.
Ist ein System 1990 mit den damals bekannten Herstellungsprozessen unter Berücksichtigung der Rentabilität und Abgasnormen ausgelegt worden, dann kam halt ein 10W40 raus mit starker Pumpe und kleinen Drosseln, schließlich muss ja auch genug Volumenstrom für die Kühlung vorhanden sein. Ist ein System 2020 mit den damals bekannten Herstellungsprozessen unter Berücksichtigung der Rentabilität und Abgasnormen ausgelegt worden, dann kam ein 0W8 (Toyota) raus mit schwacher Pumpe und großen Drosseln, die spezifische Leistung ist erheblich gestiegen und damit auch die Kühlungsanforderung.
Es gibt also kein schlechtes Öl, sondern nur Leute, die schlicht für das vorliegende System das falsche Öl verwenden.
Anders ist es, finden Änderungen am System statt, z.B. durch Tuning. Erhöhe ich nur die spezifische Leistung weiter, wird das Öl natürlich noch wärmer. Durch die Erwärmung sinkt die Viskosität unter den Auslegungpunkt. Fülle ich aber ein höherviskoses Öl ein, kann ich dem entgegenwirken, wobei im Normalbetrieb die genannten Nachteile bleiben. Würde man die Drosseln entsprechend anpassen, bräuchte man auch kein höherviskoses Öl. Ginge das aber so einfach, hätten wir das längst gemacht. 😅
@buell77 Wenn du sicher bist, dass deine Ventile klappern: Mache mal ein Ölwechsel auf das "richtige" Öl. Entweder ist es zu dünn, weil falsch, oder durch viel Kurzstrecke mit Kraftstoff verdünnt. Hilft es nicht, kennst du jetzt die drei Stellschrauben: Pumpe (Ölpumpe), Leitung (verstopfte Kanäle) und Drossel (Hydrostößel) prüfen. 😉